10 – Harmonie

Schritt 1

Sieh Dir das folgende Video an. Schreibe Deine größte Erkenntnis daraus in die Kommentare! :)

Schritt 2

Welche der untenstehenden Fragen interessiert Dich am meisten? Wähle eine aus und lies Dir den Text durch!

Die Harmonie ist einer der drei großen Bestandteile der Musik (die anderen beiden sind Rhythmus & Melodie). Sie ist die Begleitung der Musik. Jeder Akkord ist ein harmonisches Stilmittel. Wenn der Rhythmus die Leinwand ist und die Melodie das Motiv, dann ist die Harmonie der Hintergrund des Bildes. Sie besteht aus verschiedenen Tönen und Instrumenten im Zusammenspiel. Sie untermalt die Highlights mit der jeweiligen Stimmung, die von den Künstlern*innen intentioniert ist. 

Trotzdem ist sie keine Stimmungskanone (wie es z.B. beim Rhythmus der Fall ist). Ihr Einfluss ist subtiler. Ihre Aufgabe ist vielmehr aus den Einzelheiten ein stimmiges (harmonisches) Gesamtbild zu schaffen.

Wie vertanzt man etwas, das so subtil ist wie die Harmonie in der Musik? Indem wir es möglichst so subtil vertanzen wie es ist. Keine Sorge, es wird noch ein bisschen präziser – ich möchte nur keinen falschen Eindruck erwecken. Musikalisch tanzen heißt für viele, dass Bewegungen durch die Parallelen in der Musik herausstechen. Das ist bei der Harmonie selten der Fall! Die Harmonie zu vertanzen bedeutet, sich Bewegungen auszusuchen, die zu der Harmonie der Musik passen bzw. alle Bewegungen die gemacht werden an an die Harmonie anzupassen. Es ist das Gesamtbild, das den Eindruck erweckt, passend zu sein. 

Was gehört zu einem solchen Gesamtbild? Für mich in erster Linie Emotionen. An diesen ist die Harmonie entscheidend beteiligt. Jeder Akkord hat sein eigenes Klangbild: Moll wird von vielen als traurig, melancholisch wahrgenommen, Dur dagegen häufig eher als fröhlich. Es gibt aber auch Akkordfolgen die einen epische, bizarre, wilde oder coole Charaktere haben. Dissonanzen erzeugen Spannung und Stress, deren Auflösung sorgt für Entspannung und Wohlgefühl. Die Verknüpfungen von Akkorden & Gefühlen ist nicht angeboren, sondern (kulturell) erlernt (siehe Artikel von Spektrum unten). Die Harmonie im Forró kommt jedoch (wie das Akkordeon als Haupt-Harmonie-Instrument) aus Europa, weshalb die kulturell verankerten Gefühle für uns nachvollziehbar bleiben.

Ein Beispiel….
Es ist möglich den Unterarm am Ellenbogen, auf 90 Grad zu bringen und zu drehen, sodass die offene Handfläche nach oben sieht. Diese Bewegung kann ausgeführt werden als würde man etwas Wunderschönes auf die Handfläche nehmen. Genauso gut kann man diese Bewegung aber wutentbrannt durchführen, oder vorwurfsvoll. (Aus ‚Tanzen ist die beste Medizin‘ von Julia F. Christensen)

Neben der Möglichkeit Harmonie als subtilen Filter über die Tanzbewegungen zu legen, gibt es noch eine weiter Möglichkeit, die etwas weniger subtil ist (aber oft schwierig zu identifizieren): Musikalische Spannungen und deren Auflösung.

Vom einen auf den anderen Moment war ich angespannt. Natürlich habe ich mich auf diese Situation vorbereitet. Aber in diesem Moment bekam ich Herzrasen und zittrige Knie. Und dann war es so weit. Ich ging auf die Tür zu, mit dem festen Vorhaben tief und ruhig zu atmen. Meine Nervosität hielt das kaum zurück. Ich zögerte noch einmal kurz, dann drückte ich die Türklinke herunter. 

Jetzt würdest Du gerne wissen was mich hinter der Tür erwartet, richtig? Warum war ich so nervös? Jede gute Geschichte arbeitet mit Spannung und Antizipation. Jeder gute Song ist ähnlich aufgebaut. Es wird Spannung generiert, kurz gehalten und dann wieder aufgelöst. Musik ohne Spannung klingt monoton. Spannungen müssen dabei nicht unbedingt durch Dissonanzen generiert werden (können aber sehr wohl), vor allem verminderte Akkorde sorgen beim Forró häufig für eine gewisse Spannung. Aber auch generell bei den Akkordfolgen wird Spannung generiert: Die Forró-Musik unterliegt nämlich den ‚Gesetzen‘ der europäischen Harmonielehre. Für die Musiker*innen unter uns: Auch im Forró kreiert die Subdominante (Akkord auf der 4. Stufe der Tonleiter) eine Spannung, die in Richtung Dominante führt, und die Dominante (Akkord auf der 5. Stufe der Tonleiter) kreiert Spannung, die zur Tonika (Akkord der zum Grundton gehört) führt und dadurch aufgelöst wird.

Achte Mal genau auf diese Spannungen in der Musik! Du erkennst sie an den gleichen Maßstäben wie wenn Du einen Film ansiehst. Wenn gerade etwas passiert ist und man wissen will wie es weiter geht, dann wurde Spannung generiert und die Geschichte ist wahrscheinlich noch nicht zu Ende. Im zweiten Schritt überlege Dir wie Du solche Spannungen vertanzen könntest? Wie kann man Spannung in den Paartanz einbauen? (Gerne Ideen dafür in die Kommentare!)

Insbesondere die Kirchentonarten „lydisch“ und „mixolydisch“ finden im Forró häufig Anwendung. Für uns als Tänzerinnen ändert das je nach Akkordfolge ein wenig das emotionale Gefühl. Dafür musst Du aber nicht wissen, welche Tonart dieses Gefühl gerade in Dir erzeugt. Damit Du die unterschiedlichen Wirkungen einmal erfährst, gibt es dazu unten trotzdem noch eine kleine Übung!

  • Follower:
    • Führt jede Bewegung (egal ob gefolgt ober eigenkreiert) mit einem passenden Filter aus
  • Leader:
    • Führt allen Bewegungen mit einem passenden Filter aus
    • Führt zur harmonisch-emotionalen Stimmung passende Figuren

3. Schritt

Um welche harmonischen Skalen handelt es sich bei den folgenden (im Forró recht gebräuchlichen) Tonreihen?

Fazit & Extras

Musikalitäts-Matrix