49 – Abwechslung/Kontrast

1. Schritt

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2. Schritt

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Sicher kennst Du ihn auch: Den Moment beim Tanzen bei dem Du alles um Dich herum vergisst. Alles klappt, Du verschmilzt komplett mit Musik und Partner*in und es ist einfach ein wunderschönes Gefühl.

Die Bezeichnung für diesen Zustand (der auch bei vielen anderen Tätigkeiten eintreffen kann) ist „Flow„. Je länger eine Person tanzt, desto einfacher kommt sie in den Flow-Zustand. Warum ist das so?

Einer der großen Gegenspieler des Flows ist die Monotonie: monotone oder langweilige Muster und Aufgaben versetzen das Gehirn in eine Art Ruhezustand. Für den Flow braucht man einen geistig erregten Zustand und genau der wird durch neue, abwechselnde Reize einfacher erreicht. 

Ein Tanzneuling versteht wenn es gut läuft den starken Beat und kann darauf den Grundschritt bzw. eine paar Drehungen tanzen – diese aber kaum variieren. Bei den Followern reicht das oft schon für den Flow, weil jeder ihrer Tanzpartner*innen genug (für sie) Neues in den Tanz gibt um sie zu fordern und sie nie den gleichen Tanz zweimal hintereinander haben. Leader müssen dagegen viel länger dabei sein um den Flow-Zustand zu erleben. 

Um im Tanz aufgehen zu können braucht man ein ausreichend großes Repertoir an Bewegungen und an musikalischem Verständnis. Erst dann kann man Neue Kombinationen erschaffen und Kontrasten einbauen.

Unter Abwechslung versteht man die (mehrfache) Unterbrechung der Eintönigkeit – an jeder dieser Unterbrechungen ist mindestens ein Kontrast beteiligt, mit dem sich das Darauffolgende von dem Vorhergehenden abhebt. Das gilt sowohl für die Abwechslung in der Musik, also auch für die Abwechslung in der Bewegung. Während die Abwechslung den Gesamteindruck (einer Phrase oder eines Liedes) betrifft, geht es bei Kontrasten immer um ein spezifisches Verhältnis zweier Parameter. 

Unser Ziel beim musikalischen Tanzen sollte deshalb sein auf der Meta-Ebene abwechslungsreiche Musik mit abwechslungsreichen Bewegungen zu vertanzen und auf der Ebene der ‚Einzelteile‘ Kontraste in der Musik mit Bewegungskontrasten zu vertanzen.

Die meisten Tänzer*innen versuchen sich ein großes Repertoir anzusammeln um abwechslungsreich tanzen zu können. Das kann ein Schritt in Richtung musikalisches Tanzen sein, darf dann aber nicht alleine stehen: Noch wichtiger als die Farben (Figuren/Bewegungen) eines Bildes (Tanzes) sind die Farbkombinationen, Abstufungen und Variationen. Ein kleinerer ‚Malkasten‘, dessen Farben und Einsatzmöglichkeiten man genau kennt ist häufig mehr wert als ein Malkasten mit möglichst vielen Farben ohne sich der möglichen Anwendung bewusst zu sein.

Beispiele für Bewegungskontraste sind Richtungs-, Intensitäts-, Führungs-, Rhythmuskontraste, Kontraste des interpretierten Stilmittels, der Bewegungsart, und so weiter. Sicher fallen Dir beim machen der Übung im Video auch noch ein paar Kontraste mehr auf! :)

  • Richtungskontraste:
    Da gibt es einmal die Ausrichtung im Verhältnis zum Raum – diese kann hauptsächlich der Leader steuern. Das ‚Facao‘ (siehe FdC Roots-Crashkurs) eignet sich zum Beispiel hervorragend um die Ausrichtung um 180° zu ändern (=maximaler Richtungskontrast). Aber auch Drehungen um 90° oder 45° fallen bereits unter die Kategorie Richtungskontrast.

    Zweitens kann man (im freien/kontaktlosen Tanzen) auch die Ausrichtung zum Partner/zur Partner*in verändern. Da die Ausrichtung im Tanz aber eine der ‚Grundregeln‘ ist, solltest Du Dir des ‚Regelbruchs‘ bewusst sein (siehe Lerneinheit Tanzregeln brechen). Dann kann sowohl der Follower als auch der Leader mit Richtungskontrasten spielen. Meine Empfehlung wäre es damit nicht zu übertreiben (beim maximalen Richtungskontrast im kontaktlosen Tanzen wendet man dem Partner/der Partnerin den Rücken zu – das ist nicht sooo toll) und es musikallisch sinnvoll einzusetzen (wenn es einen musikalischen Kontrast gibt).

  • Intensitätskontrast:

    Viel Bewegung oder wenig Bewegung? Hohe Bewegungsdichte oder niedrig? Bewegungsausführung groß oder klein? 

    Ich liebe diesen Kontrast, weil er sich wunderbar unabhängig vom Tanzpartner/von der Tanzpartnerin einsetzen lässt (als Leader & Follower) und eine Menge Emotionen transportieren kann. 

    Die Leader haben dabei zusätzlich die Möglichkeit die Wahl der geführten Bewegungen anzupassen (7-Schritt-Drehung = viel Intensität, Wippen auf dem starken Beat = wenig Intensität).

  • Kontrast des interpretierten Stilmittels:

    Da wären wir fast bei der Lerneinheit Zuhören. Zu jedem Zeitpunkt können wir uns nach verschiedenen musikalischen Stilmitteln (Musikalitätsmatrix) richten. 

    Wir können entscheiden auf welches der Stilmittel wir verstärkt achten und dieses Stilmittel im Scheinwerferlicht kann jederzeit gewechselt werden. Wenn das passiert handelt es sich um einen Kontrast des interpretierten Stilmittels. 

    Auch dieser Kontrast eignet sich für beide Tanzrollen, wobei der Follower seine Freiheiten achten sollte und der Leader das Führen nicht vergessen darf (Ausnahmen: Brechen der Tanzregeln).

  • Rhythmuskontrast:
    Starker Beat – Off-Beat – On-Beat, doppelter Beat – halber Beat, Zabumba.

  • Kontrast der Bewegungsart:
    Bildhafte Eigeschaftsworte die miteinander im Kontrast stehen als Filter für die eigenen Bewegungen nutzen.

  • Führungskontrast:
    Raumführung vs. Kontakführung vs. Frameführung…
  • Follower:
    • Versucht sinnvoll Kontraste und Abwechslung in die eigenen Bewegungen zu verpacken
  • Leader:
    • Versucht sinnvoll Kontraste und Abwechslung in die eigenen Bewegungen und die Führung zu verpacken
    • Kombiniert verschiedene Tanzmöglichkeiten immer wieder neu

Fazit & Extras

Musikalitäts-Matrix