09 – Klangdichte & Energie

Schritt 1

Sieh Dir das Video zum Thema Energie und Klangdichte an!

Schritt 2

Welche der untenstehenden Fragen interessiert Dich am meisten? Wähle eine aus und lies Dir den Text durch!

Um den häufig diffus-verwendeten Energiebegriff begreifbarer zu machen, vergleichen wir die Forró-Gesetze mit den physikalischen Gesetzen auf unserer Erde. Schließlich wandeln die Musiker*innen, die für die Musik verantwortlich sind, Bewegungsenergie (ihrer Finger/Hände) in Musik um. Aufgrund dieses Zusammenhangs, könnte man hier (mit ein bisschen gutem Willen) eine Parallele zur Physik ziehen.

Die Formel für die (physikalische) Bewegungsenergie lautet:

Bewegungsenergie = 1/2 x Masse x Geschwindigkeit²
oder kurz: E kin = 1/2 x m x v²

Wo um alles in der Welt ist jetzt die Parallele zur Musik? Definieren wir Doch einfach mal die Anzahl der Töne, die in einem gewissen Takt gespielt werden (Klangdichte), als Masse und das Tempo als die Geschwindigkeit:

Energie eines Songs = 1/2 x Klangdichte x Tempo²

Mit dieser Formel könnte man tatsächlich einen (pseudowissenschaftlichen) Energiewert ausrechnen – darum geht es mir aber natürlich nicht, es geht um die Tendenz. Je mehr Klänge in einem Takt gespielt werden und (vor allem – ist schließlich im Quadrat) je schneller das Lied insgesamt ist (mehr Töne in der gleichen Zeit), desto mehr Energie muss bei den Musikern*innen hineingesteckt werden und desto mehr kommt auch bei uns als Zuhörer an. Es spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle (siehe Definition von Energie in der Musik), diese werden aber im Moment vernachlässigt.

Es gibt kaum einen musikalischen Bestandteil, der so grundlegend und intuitiv vertanzt wird wie Tempo und Klangdichte. Allerdings kann man mehr vertanzen als man normalerweise macht. 

  • Intuitiv passen wir unsere Schritte und Bewegungen an niedriges oder hohes Tempo an
  • Größere Schritte während der gleichen Zeit bedeutet wir müssen uns schneller bewegen. Dadurch entsteht Energie! Das bedeutet: größere Bewegungen = mehr Energie, bzw. kleinere Bewegungen = weniger Energie.
  • Bewegung im Raum: Wir müssen nicht unbedingt größere Schritte machen, unsere ‚Tanz-Energie‘ verändert sich auch durch das Bewegen im Raum. Wenn sich viel durch den Raum bewegt wird, entspricht das einem hohen Energielevel. Bei Drehungen bewegt sich der ganze Körper durch den Raum (wenn auch oft fast auf der Stelle), das ist energetisch!
  • Relative Tanz-Energie: Der Kontrast ist entscheidend. Wenn man den halben Song fast auf der Stelle steht und dann einen kleinen Schritt macht, ist das schon ein riesiger Anstieg im Energielevel. Das kann man zusätzlich nutzen! 
  • Zeitlupe und Zeitraffer: Die Energie kann durch das verändern des Schritttempos angepasst werden! Bedenke, dass hier nur verdoppelt oder halbiert werden kann (bzw. kann man auch in den 1-2 Schritt von Arrasta-Pé übergehen). Zur Zabumba passt es dann zwar nicht mehr, aber dafür zum Energielevel. Irgendeinen Tod muss man hier sterben! ;) Ein schönes Beispiel für eine Tempovariation gibt es hier im Video von Diandra & Lucas!

Hast Du noch weitere Ideen wie man Klangdichte vertanzen kann? Dann ab damit in die Kommentare! Bin gespannt! :)

Die Summe der Töne/Noten/Klänge pro Takt wird ‚Klangdichte‘ genannt. Je mehr Töne, desto dichter ist der Klang und desto mehr ‚Energie‘ steckt in einem Takt: Nicht jedes Instrument hat dabei die gleichen energetischen Möglichkeiten. Es ist kein Zufall, dass Forró so viel Energie vermittelt. Das Akkordeon als übliches Melodie-/Harmonieinstrument ist ein eigenes Orchester: Man kann nicht nur mehrere Tasten gleichzeitig drücken, viele Knöpfe auf der Bassseite spielen gleich ganze Akkorde mit drei oder mehr Tönen. Allein in dieser Kombination kann man mehr als 10 Töne gleichzeitig spielen (die zusammenpassen). Das Akkordeon setzt aber noch einen drauf: die Konzertakkordeon der Sanfoneir@s sind mehrchörig. Das bedeutet mit einem ‚gespielten Ton‘ können nochmal zusätzlich bis zu 5 Stimmlagen (4 im Diskant, 5 im Bass) erklingen. Das bedeutet das Akkordeon kann mit dem Drücken von nur 7 Tasten (zwei Bassknöpfe, 5 Tasten) unfassbare 45 Töne erzeugen diese auch noch über einen längeren Zeitraum halten. Zwar können Flöte und Rabeca ihre Töne auch halten, sie können dabei aber immer nur einen bzw. maximal zwei Töne gleichzeitig spielen. Die Gitarre kann bis zu 6 Töne spielen, diese aber nicht halten. Wenn also nicht andere Instrumente zusätzlich mitspielen, sind die Energielevels der einzelnen Instrumente ein limitierender Faktor für die Klangdichte und damit auch das Energielevel!  

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Weitere Informationen
Töne die gleichzeitig von einem Instrument gespielt werden können (+ bedeutet die Töne können gehalten werden)[/caption] Ich möchte den Begriff Klangdichte noch um einen zusätzlichen Parameter erweitern: Es ist nämlich nicht nur die Anzahl der Töne, die eine Rolle spielt, sondern auch die ‚Schwere‘ (so nenne ich es jetzt mal – ich meine die Art und Länge des Tons): Die gezupften Klänge einer Gitarre sind wesentlich leichter und kürzer als die länger andauernden, ’schwereren‘ Klänge eines Akkordeons. Die Klangdichte (und damit die Energie eines Songs) hängt also extrem von der Band-Besetzung ab. Zum Problem wird es, wenn die Klangdichte im krassen Kontrast zum Tempo steht: Ein sehr schneller Song besteht dann aus (relativ) wenigen, leicht-gezupften Gitarrenklängen (wie z.B. bei Alceu Valença’s wunderschönem Anunciação). Wir ‚müssen‘ im Tempo des Lieds tanzen, aber die Klangdichte passt eigentlich gar nicht dazu.

Fazit & Extras

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